Die A-Junioren des TV Hochdorf spielen als einzige pfälzische Mannschaft in der Bundesliga der männlichen Jugend. Erstmals in der 125 Jahre langen Vereinsgeschichte ist dies dem Dorfverein gelungen. Damit gehört der TVH zu den besten 40 Teams in Deutschland. Die aktuelle Erfolgsgeschichte weckt Begehrlichkeiten – bringt aber auch unangenehme Entscheidungen mit sich.
Herr Friedrich, nach dem sensationellen Abschneiden bei der deutschen Meisterschaft der männlichen B-Jugend steht nun die Bundesliga im Fokus. Hat die Mannschaft schon begriffen, dass sie jetzt zu den besten 40 in Deutschland zählt?
Friedrich: Dass wir jetzt dabei sein dürfen, das hat inzwischen jeder von uns begriffen. Darüber sind wir schon hinweg. Es geht nun darum, den Status quo zu erarbeiten, um kommende Bundesliga-Runde zu bestehen.
Hat der Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga als einziger Verein in der Pfalz einen personellen Zulauf von Spielern ausgelöst?
Nik Dreyer: Wir haben schon ein zunehmendes Interesse von Nachwuchsspielern gespürt, die schon bei den Spielen um die deutsche Meisterschaft der B-Jugend bei uns angefragt hatten. Es war uns aber auch klar, dass nicht alle zu uns kommen können. Deshalb haben wir jede einzelne Personalie geprüft, ehe wir einem Spieler eine Zusage gegeben haben.
Friedrich: Es hat sich eine Dynamik entwickelt, sodass wir uns zunächst nicht um weitere Spieler umsehen mussten, sondern wir vielmehr von diesen kontaktiert wurden.
Welche Punkte waren Ihnen bei der Personalauswahl wichtig?
Friedrich: Uns war sehr wichtig, dass derjenige Spieler, der zu uns will, zum einen menschlich zu uns passt, andererseits mit seiner Qualität auch die Mannschaft ein Stück weiterbringt. Wir wollten auf keinen Fall unseren Kader unnötig aufblähen.
Wie groß ist der Kader?
Dreyer: Wir werden voraussichtlich mit 17 Spielern, darunter drei Torleute, in die Saison gehen. Unklar ist nur die Personalie Jan Werthmann, der derzeit die komplette Vorbereitung bei den Aktiven mitmacht. Ob er dann zur A-Jugend zurückkehren wird, müssen wir dann klären.
Wie viele Akteure haben sich jetzt dem TV Hochdorf nach dem Aufstieg angeschlossen?
Dreyer: Wir haben mit Mika Schwenken (TSV Kandel) und Aaron Mandin (TSV Nieder-Roden) zwei Torhüter und mit Nils Mader (TSG Friesenheim) einen weiteren Rückraumspieler verpflichten können.
Bestand kein Interesse an den beiden Jugend-Nationalspielern Benjamin Lincks und Nils Röller von der TSG Friesenheim?
Friedrich: Wir wollten Benjamin Lincks gerne verpflichten, aber der Spieler hat früh signalisiert, ins Internat nach Dormagen zu wechseln. Nils Röller war wegen seines Erwachsenenspielrechts mit der TSG Haßloch und der Vorbereitung mit den Eulen für uns kein Thema.
Haben Sie also alle Wunschkandidaten gefunden?
Dreyer: Wir wollten uns auf zwei Positionen verstärken – bei den Torhütern und im Rückraum. Das ist uns gelungen.
Friedrich: Wenn wir noch einmal personell nachlegen, dann sollte es ein Linkshänder sein. Wir haben noch zwei, drei Gespräche.
Gab es auch Anfragen, die Sie abgelehnt haben?
Dreyer: Das war zwangsläufig der Fall. Wenn wir der Auffassung waren, dass uns ein Spieler nicht weiterbringen wird, dann haben wir ihm dies auch so mitgeteilt. Wir haben eine intakte Mannschaft, und wir wollen nicht durch unnötige Verpflichtungen dies nachhaltig stören. Wichtig ist uns auch, dass wir mit den neuen Spielern langfristig planen können.
Mit dem Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga wollen Sie die Professionalisierung vorantreiben. Was soll sich ändern?
Dreyer: Die weitere Professionalisierung ist unabhängig von der Bundesliga-Zugehörigkeit notwendig. Speziell bei der A-Jugend geht es darum, dass wir dauerhaft die Trainingsintensität mit vier Einheiten in der Woche sichern, dazu auch in der Athletik neue Akzente setzen. Ganz wichtig ist für uns auch, die physiotherapeutische Betreuung unter der Woche im Trainingsbetrieb.
Friedrich: Man sollte nicht vergessen, dass der TV Hochdorf ein Dorfverein ist und für seine Verhältnisse richtig professionell arbeitet. Wir sind kein Bundesligaverein. Hier arbeiteten alle mit viel Herzblut noch ehrenamtlich. Das ist phänomenal.
Muss der TV Hochdorf infrastrukturelle Voraussetzungen erfüllen, um in der Bundesliga spielen zu dürfen?
Dreyer: Da gibt es vom Deutschen Handball-Bund keine besonderen Auflagen. Allerdings ist es unser Ziel, auch hier die entsprechenden Rahmenbedingungen, wie den regelmäßigen Einsatz eines Hallensprechers, zu sichern. Da sind wir mitten in den Planungen und versuchen, zusammen mit Jugendleiter Stefan Deffert, schrittweise die Punkte abzuarbeiten.
Mit welchem Etat geht der TV Hochdorf in die A-Jugend-Bundesliga?
Dreyer: Über Zahlen kann ich auch keine Aussage machen, da ich diese aktuell nicht kenne. Der Etat ist definitiv gesichert, das hat uns die Vereinsführung mit Christian Deller und Udo Siewerth zugesichert.
Gab es nach der Bundesliga-Quali einige Zusagen von Sponsoren?
Dreyer: Ja. Schon bei den Spielen um die deutsche Meisterschaft gab es eine Reihe von Personen und Firmen, die sich bereit erklärt haben, die Nachwuchsarbeit in Hochdorf finanziell zu unterstützen. Darüber waren wir überrascht, aber andererseits sind wir sehr froh darüber, weil wir dieses Engagement auch als Anerkennung für das Nachwuchskonzept sehen, das zu greifen beginnt.
Erschienen in der Rheinpfalz am 18. Juli 2019
Interview: J. Willner & M. Nepomucký