Ein riesiger Schritt

 

AMORBACH. Besser könnte die Ausgangsposition kaum sein. Mit einem souverän erkämpften 20:13 (10:5) Erfolg beim amtierenden Hessen-Meister TV Kirchzell hat der TV Hochdorf die besten Voraussetzungen für das Rückspiel am kommenden Samstag (18.00 Uhr) vor eigener Kulisse und damit für die Rückkehr in die dritte Liga geschaffen. Erfolgreichste Torschützen  waren die Routiniers Kai Zimmermann und Kapitän Steffen Bühler mit jeweils vier Treffern.

 

Das hatte sich Kichzells Trainer Andi Kunz etwas anders vorgestellt. Er war nicht nur rat-  und auch sprachlos. Als Kapitän Steffen Bühler mit dem letzten Siebenmeter in der vollbesetzten Parzival-Halle für die Pfälzer traf, da kannte die Stimmung auf den Rängen in der restlos gefüllten Halle keine Grenzen mehr. Im Hexenkessel von Amorbach brillierten die Pfalzbiber und durchbrachen die „Rote Wand“ des Ex-Zweitligisten, der zum ersten Mal in dieser Saison vor ihren eigenen Anhängern eine Niederlage hinnehmen mussten.  So feierten die Fans der Pfalzbiber ausgelassen die klare Führung der Sieben von Trainer Steffen Christmann schon vor dem eigentlichen Abpfiff. Das gab es schon lange nicht mehr.  Die Pfalzbiber können sich auf ihre Fans verlassen. Dennoch blieb Trainer Steffen Christmann in der Stunde des Triumphs bescheiden: „Wir haben in der Fußball-Champions League gesehen, was in den Rückspielen noch passieren kann und für mich ist die Rückkehr in die dritte Liga erst nach 120 Minuten entschieden“. Der junge Trainer zeigte sich dennoch hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. „Unsere Abwehr-Taktik ist voll aufgegangen. Nur in der Unterzahl hätten wir besser verteidigen müssen. Da hat uns Thomas Bolling mit seinen Paraden gerettet“, sagte Christmann.

Bis auf die ersten zehn Minuten lag Hochdorf stets in Front und ließ dem Hessen-Meister nur wenig Möglichkeiten zum Torerfolg. Es war in der Tat eine Abwehrschlacht zweier Mannschaften auf hohem Niveau. Vor allem Kapitän Steffen Bühler und Nikola Sorda ließen im Innenblock keine Möglichkeit der Verteidigung aus und verhinderten immer wieder die Würfe der Gastgeber. „In der Abwehr hat die Mannschaft mit Thomas Bolling zwischen dem Pfosten, Beton angerührt“, sagte Christmann. Der 34 Jahre alte Offenbacher, der im Winter 2018 als Torhüter in der Not  nach Hochdorf kam und eigentlich nur  bis zum Sommer letzten Jahres bleiben wollte, war mit zwei Dutzend Paraden ein Garant für den klaren Erfolg seiner Mannschaft an seiner früheren Wirkungsstätte. Egal, von wo der Wurf kam, Bolling hielt, was zu halten war. „Das war heute eine richtig starke Leistung von ihm“, meinte Christmann. Dabei zeigte er sich der TVH-Coach überrascht, dass Kirchzell mehr Probleme mit dem Harzmittel hatte, als er erwartete. In der Oberliga Hessen besteht Harzverbot.. Unmittelbar nach der Partie im Odenwald blickte Christmann schon auf das nächste Spiel vor eigener Kulisse. „Wir müssen auch für das Rückspiel fokussiert bleiben. Kirchzell hat nichts mehr zu verlieren und sie werden sicherlich in Hochdorf alles in die Waagschale werfen, um noch die Wende zu schaffen“, warnt der Trainer vor der Euphoire im eigenen Lager. Auch TVH-Geschäftsführer Christian Deller sieht das Ziel des Wiederaufstiegs „Dritte Liga“ noch nicht vollendet. „Das wird nochmals eine heiße Kiste. Wir dürfen nicht den Fehler machen und glauben, das ist jetzt entschieden. Im Handball ist alles möglich. Dennoch wollen wir jetzt den Deckel drauf machen und den Aufstieg in die dritte Liga schaffen“, meinte Deller. Damit wurde auch der TV Hochdorf in dieser Saison vor eigener Kulisse weiterhin ohne Niederlage beenden. Das ist für die Pfalzbiber Motivation genug, noch einmal alles zu geben und den Betriebsunfall „Abstieg“ ad acta zu legen.

So spielten Sie:

TV HOCHDORF: Bolling, Peribonio (n. E.) – Klug (1), Lenz (3), Ruf – Schwenzer (3), Gerdon (2) – Sorda (1) – Bühler (4/4), Zimmermann (4), Novo (2), Medler, Eschbach, Jochem

Spielfilm: 3:3 (15.), 4:6 (21.), 4:8 (27.), 5:10 (30.), 7:12 (34.), 9:13 (38.), 10:16 (43.)13:16 (52.)  13:18 (58.), 13:20 (60.).

Zeitstrafen:  4/5 – Siebenmeter: 3/3 – 4/4 – Beste Spieler: Heinrich, David – Bolling, Zimmermann, Bühler, Sorda – Zuschauer: 1000 – SR: Bendel/Schulte-Coerne (Wickede/Dorstfeld)

von Jochen Willner erschienen in der Rheinpfalz vom 13.05.2019

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